socialnet Rezensionen: Einführung in Diary-Verfahren (2024)

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Rezensiert von Prof. Dr. Simone Pfeffer, 08.05.2019

Alexa Maria Kunz: Einführung in Diary-Verfahren. Theorie und Praxis in qualitativer Forschung.Beltz Juventa(Weinheim und Basel) 2018. 161Seiten.ISBN978-3-7799-3785-2. D:19,95 EUR, A:20,60 EUR, CH:27,90 sFr.
Reihe: Grundlagentexte Methoden.

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Thema

Im Fokus des Bandes steht die theoretische und forschungspraktische Auseinandersetzung mit Tagebüchern als Methode der Sozialforschung. Damit wird ein Bereich ausgeleuchtet, der in der deutschsprachigen Forschungslandschaft bisher noch wenig systematisch behandelt wurde.

AutorIn

Dr. Alexa Maria Kunz ist Soziologin, als akademische Rätin am House of Competence des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beschäftigt und leitet dort u.a. das Methodenlabor.

Entstehungshintergrund

Die Autorin schildert, wie sie aus eigener forschungspraktischer Erfahrung mit Forschungs-Diarys im Rahmen der „My-Campus-Studie“ (vgl. Gothe und Pfadenhauer 2010) angeregt wurde, sich mit der theoretischen Begründung dieser methodischen Vorgehensweise vertiefter zu befassen und dies im Rahmen eines Dissertationsvorhabens umsetzte (abgeschlossen 2016 an der Universität Wien mit dem Titel „Selbstreport mittels Diary-Verfahren. Eine methodologische Untersuchung von Tagebüchern als Methode der Datenerhebung insbesondere in der interpretativen Sozialforschung“). Das hier besprochene Werk basiert auf den im Rahmen der Dissertation erarbeiteten Ergebnissen und „fasst deren zentrale Befunde im Sinne einer Einführung zusammen“ (S. 17).

Aufbau und Inhalt

Nach einer Zielbestimmung und allgemeinen Einführung in das Thema Tagebuch erfolgt eine differenzierte Darstellung von Diary-Verfahren in Forschungszusammenhängen. Die Inhalte werden im Folgendem entlang der Gliederung des Buches mit den jeweils dort verwendeten Kapiteltiteln kurz beleuchtet.

  • Wohin die Reise gehen soll. Im ersten Kapitel werden die Ziele des Buches, der Entstehungshintergrund und der Aufbau beschrieben. Neben einer eingehenden Betrachtung von Forschungs-Diaries zielt Alexa Maria Kunz mit dem Band darauf ab, „die Tagebuch(-forschungs-)landschaft insgesamt zu kartographieren“ (S. 13), das Verfahren theoretisch zu begründen und zudem forschungspraktische Hinweise zu geben.
  • Was hier eigentlich Tagebuch heißt. Kapitel zwei ermöglicht ein Blick auf die multiplen Erscheinungsformen von Tagebüchern heute und in historischer Perspektive, an dessen Ende ein Definitionsvorschlag für den Begriff „Tagebuch“ steht.
  • Zur Systematisierung von Tagebüchern in Forschungskontexten. Bezogen auf Tagebücher in Forschungskontexten schlägt Kunz in Kapitel drei vor, „jeglichen methodischen Einsatz von Tagebüchern als Diary-Verfahren zu bezeichnen“ (S. 42) und diese Verfahren nach typischen Tagebucharten (natürliches Tagebuch, Forschungs-Diary, Feldforschungstagebuch, aktivierendes Tagebuch) zu unterscheiden, die in der Forschungspraxis zum Einsatz kommen.
  • Forschungs-Diaries im Kontext qualitativer (Sozial)Forschung. Im vierten Kapitel erfolgt eine umfassende Auseinandersetzung mit Forschungs-Diaries und deren methodologischer Begründung. Ein Forschungs-Diary ist ein von Forschenden entwickeltes Instrument, das ermöglichen soll, die Erfahrungen der zu beforschenden Personen über deren Aufzeichnungen im Diary nachzuvollziehen. Hier benennt Kunz wiederum vier Typen (Journal, Logbuch, Protokoll, metaphorisches Diary) die sich hinsichtlich ihrer Standardisierung bzw. Gestaltungsfreiheit unterscheiden. Weitere Unterscheidungsmerkmale von Forschungs-Diaries werden überblicksartig angeführt, deren Verbreitung und Eignung beleuchtet und anschließend umfänglich theoretisch begründet und methodologisch reflektiert.
  • Reflexionshilfen und forschungspraktische Hinweise. Ziel dieses letzten Kapitels ist es, so die Autorin, Hinweise zum Vorgehen bei der forschungspraktischen Umsetzung zu geben. Diese Hinweise versteht sie als Orientierungs- und Reflexionshilfen, die das Nachdenken unterstützen sollen, aber keine unumstößlichen Vorgehensweisen darstellen. Hinweise gibt es beispielsweise zu digitalen oder Paper-Pencil-Verfahren, zur Erhebungsphase, zur Aufbereitung und Auswertung von Diary-Daten oder zur Ergebnisdarstellung. Abschließend werden Entwicklungsmöglichkeiten und offene Fragen diskutiert.

Diskussion

Die Ausführungen sind systematisch, knapp gehalten und zugleich in der Darstellung dicht. Dadurch, dass die Inhalte gut geordnet, auf den Punkt gebracht und durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht sind, ist eine Einführung in Diary-Verfahren sehr gut gelungen. Auch die in Kästen gesetzten Zusammenfassungen der zentralen Aussagen am Ende eines Kapitels tragen zur klaren Vermittlung der Inhalte bei. Es wird deutlich, dass Tagebücher in vielfältiger Weise in Forschungszusammenhängen in Vergangenheit und Gegenwart genutzt wurden und werden und welches (kreative) Potenzial hier noch in der Ausgestaltung, z.B. auch mit digitalen Verfahren in zukünftiger Perspektive besteht. Die ausführliche theoretische Begründung der Methode schafft eine gute Basis für zukünftige Forschungsvorhaben und -ansätze sowie für methodische Weiterentwicklungen und leistet damit einen Beitrag zur Fundierung der Diary-Verfahren in der Forschungslandschaft.

Fazit

Der Autorin ist es m.E. sehr gut gelungen, den Einsatz von Tagebüchern in der Forschung systematisch, knapp und zugleich dicht darzustellen und methodologisch zu begründen. Damit leistet das Werk einen bedeutsamen forschungsmethodischen Beitrag in diesem noch wenig bearbeiteten Feld. Die vielen Beispiele vermitteln anschaulich die Möglichkeiten, die sich für verschiedene Fragestellungen eröffnen und motivieren zu forschungspraktischer Anwendung von Diary-Verfahren.

Literatur

Gothe, K. & Pfadenhauer, M. (2010): My Campus – Räume für die ‚Wissensgesellschaft'? Raumnutzungsmuster von Studierenden. Wiesbaden: VS.

Rezension von
Prof. Dr. Simone Pfeffer
Soziologin, Professorin an der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg
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Zitiervorschlag
Simone Pfeffer. Rezension vom 08.05.2019 zu:Alexa Maria Kunz: Einführung in Diary-Verfahren. Theorie und Praxis in qualitativer Forschung. Beltz Juventa(Weinheim und Basel) 2018. ISBN978-3-7799-3785-2.Reihe: Grundlagentexte Methoden.In: socialnet Rezensionen, ISSN2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/25023.php, Datum des Zugriffs 02.08.2024.

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Author: Laurine Ryan

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